Michael Kleeberg, geboren am 24. 8. 1959 in Stuttgart, aufgewachsen in Süddeutschland und Hamburg. Studium der Politologie und Neueren Geschichte sowie der Visuellen Kommunikation in Hamburg. Tätigkeiten u.a. als Hafenarbeiter, Krankenpfleger und Journalist. Lebte 1986 bis 1996 in Paris und war dort bis 1994 Mitinhaber einer Werbeagentur. Lebte von 1996 bis 2000 als freier Schriftsteller und Übersetzer in Burgund, seitdem lebt und arbeitet Michael Kleeberg in Berlin. Stiftungsgastdozentur der Frankfurter Poetikvorlesungen 2017.
* 24. August 1959
von Holger Schlodder und Jan Strümpel
Essay
In einer Geschichte mit dem lapidaren Titel „Literatur“ (in „Der Kommunist vom Montmartre“, 1997) erzählt Michael Kleeberg von einem denkwürdigen Ereignis während eines Literaturwettbewerbs, der unschwer als der Klagenfurter Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb auszumachen ist:
Im Rahmenprogramm dieser Veranstaltung findet in einem Bergdorf unweit der österreichisch-slowenischen Grenze die gemeinsame Lesung eines kroatischen Romanciers und eines bosnischen Lyrikers statt. Den einen würde man in den Juroren-Diskussionen des Wettbewerbs einen ‚Realisten‘ nennen, das Schreiben des anderen als ‚experimentell‘ bezeichnen. Aber beide liefern in ihrer jeweiligen Schreibart „zur Sprache gewordene Splitter“ der Realität des Balkankriegs. Beeindruckt von der Ernsthaftigkeit ihrer jeweiligen literarischen Verarbeitung unmittelbar erlebter Wirklichkeit und zugleich abgestoßen von der als rein akademisch empfundenen Diskussion der Juroren des Wettbewerbs, macht sich nach der ...